Bonusartikel: Wie Du mit Deiner Haltung einen Unterschied machst

Ich hatte letzte Woche ein unglaublich tolles Podcastinterview mit Mia Wiegand vom Podcast “Schulbildung mal anders”. Das Interview ist Teil des Themenmonats „Haltung“ und gleichzeitig mein erster offizieller Auftritt als neues Podcastmitglied.  🙃✨🙌🏻 Hören könnt ihr es im November. ☺️

„Haltung“ ist für mich ein wahnsinnig bedeutsames Thema, weil es so viel verändern kann, uns einen Perspektivwechsel ermöglicht und wir dadurch Dinge wahrnehmen können, die wir vorher nicht gesehen haben. 🌈

 Deshalb wirkte dieses Interview bei mir noch nach. Und so tauchte plötzlich dieser Satz in mir auf:

Wenn wir unsere Erwartungshaltung unseren Schüler*innen gegenüber ablegen und ihnen einfach nur neugierig und wertschätzend begegnen, können wir Schule verändern.

Von diesem Gedanken bin ich aus tiefstem Herzen überzeugt. 🧡

Außerdem zeigt dieser Satz für mich die Ursache, warum es immer wieder zu Frust bei Lehrer*innen und Schüler*innen kommt: In unserem Schulsystem spielen Erwartungen einfach noch eine große Rolle!

Als Lehrer*in wird Dir gesagt, welche Inhalte und Kompetenzen Du Deinen 25 Schülerinnen und Schülern (in meist sehr wenig Zeit) „vermitteln“ musst. Du stehst also automatisch unter Zeitdruck oder Stress – auch weil Du möchtest, dass alle Deine Schüler*innen es schaffen.

Und Du sorgst dafür, dass Du alle Themen unterrichtet und die gewünschten Kompetenzen geübt oder weitergegeben hast. 

(Und das in all Deinen Klassen!)

Es ist so wenig Zeit und Raum
für echte Begegnungen und so viel was unbedingt erledigt werden muss. Und ganz unbewusst oder automatisch erwarten wir von unseren Schüler*innen, dass sie „ihren Beitrag leisten“ und mitarbeiten. Oder eben auch über die vorausgesetzten Kompetenzen oder das erforderliche Wissen verfügen – denn sonst kann ja der ohnehin knappe Zeitplan auch gar nicht eingehalten werden.

Und so lange das alles klappt ist soweit alles gut. 

Und dann? Erfahrungsgemäß (und glücklicherweise 😉) funktionieren unsere Schüler und Schülerinnen aber nicht wie gewünscht – es läuft nicht so, wie wir es erwartet haben – und deshalb sind wir enttäuscht, frustriert und nehmen manches vielleicht sogar persönlich. („Der kann doch nicht….“ , „Sie muss doch aber…“ )

Auch der innere (Zeit-) Druck wird meist noch größer und unsere Anspannung nimmt zu. Stress und Konflikte sind vorprogrammiert. 😕

Und am Ende verlieren alle: Wir als Lehrer*innen – und unsere Schülerinnen und Schüler. 😣

Aber warum eigentlich denken wir, dass unsere Schüler*innen funktionieren müssen, um all diese Erwartungen zu erfüllen?

Was wissen wir wirklich über sie? 

Vielleicht haben sie zu Hause Probleme, weil ihre Eltern nicht mehr gut miteinander klarkommen. Oder ein Elternteil hat seinen Job verloren. Oder ein Familienmitglied ist erkrankt. Es könnte auch sein, dass sie in der Vergangenheit unglaublich verletzende Erfahrungen in der Schule gesammelt haben und dass das ihr Schutzschild ist, den sie Dir zeigen. Vielleicht haben sie auch das Gefühl, dass sie nicht richtig oder gut genug sind, so wie sie sind und haben ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Oder sie haben einfach ganz andere, wundervolle Talente, die in unserem Unterricht aber einfach keine Rolle spielen.

Diese Liste könnte ich ewig so fortsetzen.

Was ich damit sagen will: Wenn Schüler*innen unsere Erwartungen nicht erfüllen, dann darf das sein. Und es ist wichtig, dass wir das nicht persönlich nehmen. 

Deshalb wäre es so viel leichter und heilsamer, wenn wir unsere Erwartungen hinter uns lassen. Zum einen werden wir so auch nicht enttäuscht, zum anderen entsteht dadurch plötzlich ein riesiger Raum fürechte Begegnungen: Wenn wir nämlich unsere Erwartungshaltung ablegen, dann ist unser Blick viel offener und wir haben die Möglichkeit, alles zu sehen, was da ist.

Wir haben die wundervolle Chance unsere Schüler*innen wirklich zu sehen, mit allem was sie sind. Und das ist verdammt viel. Und so wahnsinnig schön. ☺️

Dadurch entstehen echte und wertschätzende Begegnungen zwischen uns und unseren Schüler*innen und so verbessert sich auch unsere Beziehung. ☀️ (Was übrigens das Klassenklima und das gesamte Miteinander bereichert und so am Ende auch das gemeinsame Lernen und Arbeiten so viel leichter und produktiver werden lässt.)

Ich freue mich, wenn Du für Dich aus diesem Artikel etwas mitgenommen hast und auch, wenn Du Deine Gedanken dazu in den Kommentaren mit mir teilst. 🙃

Danke, dass Du da bist und bis hier gelesen hast!

Deine Nina ☀️